
- 27. Mai 2021 von Chef-Sache
- CHEF-SACHE
Mit viel Engagement, Mut und Ideen haben in Luzern Gastgewerbetreibende Dynamik in ein Geschäftsumfeld gebracht, welches unter der Pandemie- und Wirtschaftskrise besonders gelitten hat. Aus Unternehmerinnen und Unternehmern wurden Aktivisten.
Viele Gastgewerbebetreiber kämpfen seit mehr als zwölf Monaten, also seit dem ersten Lockdown, um die nackte Existenz. Der Einbruch des Umsatzes sowie die Zwangsschliessung der Betriebe generierten ein Gefühl der Ohnmacht und Verzweiflung. Im Herbst 2020 fassten dann die Gastgewerbetreibenden Mut.
Zusammen mit meinem Unternehmerkollegen Philippe Giesser von der Sinnvoll Gastro AG habe ich eine Arbeitsgruppe etabliert und zwei renommierte Spezialisten gewonnen: Den Professor für Wirtschafts- und Kartellrecht Patrick L. Krauskopf sowie den Kommunikationsspezialisten Michel Rudin. Mit der Zeit kamen immer mehr Unternehmen hinzu. Heute sind es 32. Zudem haben die Beteiligten einen politischen Beirat aus allen Parteien gegründet. Im Fokus der Arbeitsgruppe standen zunächst die Themen «Transparenz und Unterstützung», war man sich doch bewusst, dass die Politik – oftmals aus Unwissen – die betriebswirtschaftliche Lage des Gewerbes nicht wirklich in den Entscheidfindungsprozess mit einbezieht. In der Folge entstand auch ein Projekt für Lernende, die dank einem Fundraising in der Weiterführung ihrer Ausbildung unterstützt werden können. Schliesslich wurde eine Petition lanciert, die von mehr als 6000 Personen unterschrieben wurde. Es gibt damit viel Action – für Freiwilligenarbeit.
TRANSPARENZ ALS TRUMPF
Die Fachhochschule Luzern beauftragten wir in einem ersten Schritt im November 2020 mit einer Studie, die aufzeigt, wer genau Unterstützung benötigt und wer nicht. Die Arbeitsgruppe wollte keine Subventionen nach Giesskannenprinzip, sondern zielgerichtet die knappen Hilfsgelder jenen Betrieben zukommen lassen, die eine Unterstützung in erster Linie benötigen. Im zweiten Schritt hat Roland Fischer (GLP) im Nationalrat in Erfahrung gebracht, wie es mit den Ansteckungsraten in den Restaurants genau aussieht. Schliesslich hat im dritten Schritt Professor Beck von der Universität Luzern aufgezeigt, dass die Ansteckungsraten des Gastgewerbepersonals unterdurchschnittlich seien.
Damit konnte in der Öffentlichkeit und in der Politik ein objektives, differenziertes und glaubwürdiges Bild der Anliegen des Gastgewerbes deutlich gemacht werden. Dies führt zu einer breiten Berichterstattung in lokalen und nationalen Medien. Die bewirkte Solidarität in der Politik und Gesellschaft mündete in einer Unterstützung des Gastgewerbes.
AUFHÖREN – NEIN, SICHER NICHT
Mittlerweile hat sich mit den Härtefallgeldern einiges zum Erträglichen gewendet, doch die Baustellen werden bleiben. Es wird Jahre dauern, bis die Defizite aus den Jahren 2020 und 2021 überwunden sind. Die Gründer der Arbeitsgruppe haben sich deshalb entschieden, ihre Arbeit als Verein mit dem Namen «à point» weiterzuführen. Nicht mehr ganz so öffentlich und politisch, aber immer noch auf Rahmenbedingungen fokussiert und mit der Absicht, gemeinsam das Business in der Zentralschweiz voranzubringen. Aus Konkurrenten sind am Ende Mitstreiter geworden, welche sich gemeinsam für eine bessere Zukunft einsetzen.
ÜBER DIE AUTORIN
Die Autorin dieses Fachbeitrags, Simone Müller-Staubli, ist strategische Leiterin des Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung der Schatz AG.
Die Arbeitsgruppe (AG) Gastgewerbe Luzern setzt sich aus Vertretern von Gastronomie, Hotellerie, Bar- und Clubbetrieben sowie politischen Vertretern aus den verschiedenen Parteien zusammen. Die AG wurde zur Unterstützung der Anliegen dieser Branche im Zusammenhang mit den Folgen der behördlichen Covid-Massnahmen ohne Rechtsform ins Leben gerufen. Sie setzt sich für den wei teren Bestand von Arbeitsplätzen und Betrieben ein. Ziel ist es, in Zusammenarbeit und Koordination mit den Verbänden Gastro Luzern und Luzern Hotels, insbesondere der Gastro- und Hotelbranche Gehör zu verschaffen. In der Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern soll erreicht werden, dass die betroffenen Branchen Überlebens- und Zukunftsperspektiven haben und entsprechende Unterstützung erhalten.
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